| |
Nachtfalter (Spinner (Bombyces), Schwärmer (Spinghidae), Eulen (Noctuidae),
Spanner (Geometridae) u.a.)
Die hier so genannten Nachtfalter sind eine sehr artenreiche und ökologisch
sehr heterogene Gruppe unter deren Namen hier verschiedene Falterfamilien
zusammengefasst werden. Der Begriff Nachtfalter wird verwendet, obwohl
einige Arten auch tagaktiv sind. Es gibt unter den Larven / Raupen pflanzenfressende
(phytophage), an Wurzeln und Knollen lebende (rhizophage), im Holz lebende
(xylobionte) und einige wenige auf andere Nahrung spezialisierte Arten.
Von den ca. 1267 Arten sind 28 verschollen (2%), 418 Arten oder 33%
sind einer der Gefährdungskategorien zugeordnet und 122 Arten (10%)
stehen auf der Vorwarnliste. Genauso vielfältig wie Artenanzahl und
Lebensweisen sind auch die Lebensräume der Nachtfalter. Ähnlich
den Tagfaltern ist auch bei den Nachtfaltern die Anzahl der gefährdeten
Arten hauptsächlich in Offenlands- und Trockenbiotopen, Laubmischwäldern,
Feuchtgebieten und Mooren am höchsten. Ferner sind Bestandseinbußen
besonders bei mono- und oligophagen (eine oder nur wenige Nahrungspflanzen)
Arten und Arten, die sich von Flechten ernähren oder deren Tarnung
an diese angepasst ist, zu verzeichnen.
Aufgrund der vielfältigen Lebensräume und der guten Erfassbarkeit
der meisten Arten (Lichtfang) stellen Nachtfalter in fast allen Lebensräumen
eine wichtige Tiergruppe bei einer Vielzahl von landschaftsökologischen
Fragestellungen dar. Perfekt geeignet ist eine Untersuchung der Nachtfalterfauna
auch zur Ergänzung einer Tagfalteruntersuchung oder anderer Taxa.
Die Methoden bei der Untersuchung von Nachtfaltern unterscheiden sich
erheblich von denen bei den Tagfaltern.
Die wichtigste Methode ist der Lichtfang. Licht übt
eine starke Anziehungskraft auf die meisten Nachtfalter aus. Mit einer
starken Leuchtanlage, die aus zwei oder mehreren Leuchtstoffröhren
besteht, die von einer Gazehülle umgeben sind (sog. Leuchtturm),
werden die Falter ans Licht gelockt. Die meisten Arten setzen sich bereitwillig
auf die Gaze und können dort bestimmt oder für andere Zwecke
abgesammelt werden. Der Anflug und damit die Anzahl der Arten richtet
sich nach den jeweiligen Witterungsbedingungen. Ideal sind schwül-warme,
windstille, mondlose Nächte. In diesen Nächten fliegen viele
Falter und werden nicht durch eine hellere Lichtquelle, z.B. den Vollmond,
abgelenkt. Meistens zwecklos sind dagegen nass-kühle, windige Vollmondnächte.
Die Erfassung der Nachtfalter mittels Lichtfang beginnt im April und endet
Ende September oder im Oktober. Die Hauptflugzeit und damit der Höhepunkt
des Artenreichtums liegt in den Monaten Juli und August. Bei Nachtfalteruntersuchungen
setzt man ca. 6 Fangabende pro Jahr an, wobei 2 bis 3 davon in der Hauptflugzeit
liegen. Die Dauer eines Fangabends beträgt durchschnittlich 4 bis
5 Stunden. Je nach Gebiet, Witterung und zu erwartenden Arten können
Termine und Fangdauer aber auch von diesen Angaben abweichen.
Die zweitwichtigste Methode zum Nachweis von Nachtfaltern ist der Köderfang.
Der Köderfang verspricht insbesondere bei im Herbst
fliegenden Arten gute Erfolge und bei Arten, die generell nicht oder nur
sehr selten ans Licht fliegen, wie z.B. Ordensbänder (Catocalinae)
aus der Familie der Eulen. Der Köder besteht hierbei aus einer Mischung
aus Bier oder Rotwein mit Zucker und / oder anderen Stoffen. Dieser Köder
wird direkt auf Bäume, Zaunpfosten o.ä. aufgestrichen oder man
hängt mit Köderflüssigkeit vollgesogene Schnüre an
exponierte Punkte. Diese Punkte werden dann in regelmäßigen
Abständen abgegangen und die am Köder sitzenden Falter bestimmt
oder abgesammelt. Oft wird der Köderfang parallel zum Lichtfang durchgeführt,
wodurch kein zeitlicher Mehraufwand entsteht. Wird der Köderfang
alleine durchgeführt, rechnet man mit 2 bis 3 Stunden.
Eine dritte Methode zum Nachweis von Nachtfaltern ist die Raupensuche.
Sie lohnt vor allem bei Verdacht von Arten, die weder am Licht noch am
Köder gut nachzuweisen sind. Dazu gehören z.B. die Mönchsarten
(Cuculiae) aus der Familie der Eulen.
Neben diesen 3 Methoden gibt es noch den Fang mittels Pheromonen
(Sexuallockstoffen), der bei einigen Glasflüglern (Sesiidae)
eingesetzt wird. Diese Pheromone sind aber sehr teuer und nicht für
jede Art existiert auch das entsprechende Pheromon.
Bei richtiger Wahl der Fangabende und –plätze, sowie der Methode(-n)
liegt der Erfassungsgrad der Gesamtartenzahl mit ca. 90% sehr hoch. Wie
bei vielen anderen Tiergruppen auch erbringen mehrjährige Untersuchungen
meist zusätzliche Nachweise und sind daher wünschenswert.
|